Scroll Top

Mitten im politischen Geschehen – Charlys Praktikum bei der Maison de l’Europe in Douai

Im Rahmen des Studiums der Europäischen Studien absolvieren die Studierenden nach ihrem Auslandsjahr in Le Mans ein Praktikum im Ausland. Dieses Praktikum erstreckt sich meist über sechs Wochen, kann jedoch auch länger dauern. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Praktika sind in nahezu jedem Bereich möglich. Auf unserer Website findet ihr eine Übersicht mit verschiedenen Angeboten. Schaut gerne vorbei und sammelt ein paar Ideen!

Außerdem werden in den kommenden Wochen drei Studierende von ihren Erfahrungen und Begegnungen während ihrer Praktika berichten. Lasst euch inspirieren!

 

Charly in Douai, Frankreich

Liebe Grüße aus dem Norden Frankreichs! 🙂

Während meines Praktikums bei der Maison de l’Europe in Douai konnte ich wertvolle Einblicke in die lokale europäische Politik des Bassin Miniers gewinnen und die Europawahlen in einem anderen Land hautnah miterleben – eine besondere Erfahrung für mich, die ich zuvor nur aus Deutschland kannte. Bereits vom ersten Tag an wurde ich als vollwertiges Teammitglied angesehen und konnte, gemeinsam mit meiner Kollegin Zoé, aktiv an bedeutenden Projekten teilnehmen.

Besonders spannend war meine Arbeit an politischen Projekten, insbesondere im Bereich des Klimaschutzes. Ich hatte die Möglichkeit, mich mit lokalen EU-Initiativen auseinanderzusetzen, die darauf abzielen, nachhaltige Veränderungen im Kampf gegen den Klimawandel herbeizuführen. Der direkte Kontakt mit Menschen vor Ort machte mir bewusst, wie sehr europäische Politik in das tägliche Leben der Bürger eingreift und wie wichtig es ist, dass solche Maßnahmen kommuniziert werden.

Ein weiterer spannender Aspekt  war, dass mein Praktikum inmitten der Parlamentsauflösung und den darauffolgenden Neuwahlen in Frankreich stattfand. Dadurch wurde ich direkt in Debatten und Diskussionen eingebunden und konnte die politischen Entwicklungen hautnah miterleben. Der direkte Austausch mit der Bevölkerung war für mich eine der wertvollsten Erfahrungen. Ich konnte mit Menschen auf der Straße sprechen, ihre Meinungen und Anliegen hören und sie über unsere Projekte informieren. Diese direkte Interaktion war für mich besonders wichtig, denn sie zeigte mir, wie bedeutend es ist, vor Ort die Politik verständlich zu machen.

Ein weiteres Erlebnis war die Begegnung mit Frédéric Chéreau, dem Bürgermeister von Douai, während der Europawahlen. Die Politik in Frankreich war von Unsicherheiten geprägt, besonders durch die wachsende Unterstützung für extrem rechte Parteien in der Region. Diese Ereignisse boten zwar ein sehr herausforderndes, aber auch ein lehrreiches Umfeld für meine Arbeit und gaben mir tiefere Einblicke in die politischen Herausforderungen Frankreichs und Europas.

Die Maison de l’Europe de Douai ist die älteste Organisation ihrer Art in Frankreich und die zweitälteste in der Europäischen Union. Sie spielt eine zentrale Rolle dabei, die europäische Politik auf lokaler Ebene greifbar zu machen und den Menschen in der Region die Bedeutung der EU im Alltag zu vermitteln. Ihr lokaler Einfluss ist deutlich spürbar – durch Bildungsprogramme, direkten Austausch mit der Bevölkerung und Projekten, werden europäische Werte und Zusammenarbeit direkt in die Gemeinschaft getragen. Das Engagement und die Begeisterung des Teams haben mich inspiriert und mir gezeigt, wie wichtig es ist, die Europäische Union nicht nur als politisches Konstrukt, sondern als lebendige Gemeinschaft zu sehen und aktiv mitzugestalten.

Durch mein Praktikum konnte ich mein theoretisches Wissen endlich in die Praxis umsetzen und miterleben, wie politische Konzepte in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Ich konnte sehen, wie EU-Projekte geplant, Fördermittel genutzt und politische Entscheidungen an die Öffentlichkeit kommuniziert werden – sei es durch Veranstaltungen, soziale Medien oder den direkten Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern.

Mein Praktikum hat meine Erwartungen auf jeden Fall übertroffen. Ich habe nicht nur viel über die EU gelernt, sondern auch, wie wichtig es ist, aus meiner Komfortzone herauszukommen und offen auf Menschen zuzugehen. Die Gespräche mit der Bevölkerung vor Ort haben mir gezeigt, wie unterschiedlich politische Ansichten sein können – und wie wichtig es ist, diese zu verstehen, selbst wenn sie nicht meiner eigenen Meinung entsprechen. Meine Zeit in Douai war spannend, lehrreich und voller besonderer Begegnungen. Ich gehe mit vielen wertvollen Erfahrungen, neuen Blickwinkeln und noch mehr Begeisterung für den europäischen Dialog nach Hause.

 

Text und Bilder: Charlotte Nichols